Dienstag, 18. August 2009

Eingeweht in Gedser

Da liegen Sie nun vor uns - vier Wochen Urlaub. Das motiviert und gibt einem die notwendige Gelassenheit, die Dinge ab heute etwas ruhiger angehen zu lassen. Soweit die ersten Urlaubsgedanken. Doch schon zum Ende der letzten Arbeitswoche hat eine Angina Jeannette in die Schranken gewiesen und den Urlaub gefährdet. Dank Antibiotikum, Ruhe und der Vorfreude auf den Urlaub ging es dann doch noch gut aus und auch der Rest der Bande blieb verschont. Nur der tatsächliche Törnbeginn hat sich etwas nach hinten verschoben. Aber was heißt das schon bei vier Wochen.
So war die erste Urlaubswoche dann auch schon zur Hälfte rum, als wir den Absprung aufgrund guter Windaussichten wagen konnten. Die sonnig heißen Ostwindtage waren gezählt und wurden durch Westwind abgelöst. Mit einem anderthalbjährigen Würmchen an Bord fällt stundenlanges Gegenankreuzen schon mal flach und damit Fehmarn als Ziel aus. Eigentlich wollten wir ja über Fehmarn nach Bagenkop segeln und dann gemütlich durch die dänische Südsee bummeln. Wir sind ja flexibel. Also wird erstmal Gedser angepeilt. Das GPS zeigt 28 Seemeilen an. Das sollte mit unserem kleinen Wirbelwind so gerade eben noch zu schaffen sein. Die angesagten 3-4 Windstärken aus West fallen dann doch etwas nördlicher ein und entpuppen sich als 5-6 Beaufort, Tendenz zunehmend. Na prima. Toller Auftakt. Die 1,5 m Welle von der Seite lässt natürlich nicht lange auf sich Warten und das Geschaukel beginnt. Nach der ersten Stunde angeschnallt im Autositz wird Lilli ungnädig und fängt an zu Quengeln. Von Segellust ist auch bei meiner Bordfrau nichts zu entdecken. So hatten wir uns das nicht vorgestellt. Lilli bekommt erstmal ihr Mittagsgläschen gefüttert. Kurze Zeit später bei Seemeile 11 kommt der Inhalt in hohem Bogen wieder zurück und verteilt sich rot gesprenkelt über das Cockpit, die Klamotten und den Autositz. Motor an, Genua weg, Autopilot rein, geringstmöglicher Schaukelkurs gewählt und dann gings ans Saubermachen. Keine leichte Aufgabe, wenn man sich selbst die Seekrankheit verkneifen will und das Kind fix und foxi dahängt wie ein Schluck Wasser. Die Nerven liegen blank. Sollen wir umkehren und in zwei Stunden zurückschaukeln oder weitere 4 Stunden hoch am Wind weiterbolzen. Letztlich bolzen wir mit Motorunterstützung und etwa 6,5 Knoten weiter. Hätten wir umgedreht, wären wir wahrscheinlich gar nicht mehr weiter auf Törn gegangen, da für die nächste Zeit wechselhaftes und windiges Wetter angesagt ist. Also Augen zu und durch. Jeannette versucht Lilli zu beruhigen und in den Schlaf zu streicheln. Tut einem schon Leid, wenn man so einem kleinen Würmchen so einen miesen Tag verschafft. Auf jeden Fall wird der Törn ganz stark zusammengedampft und wir legen mit der Kleinen lieber mehr Hafentage ein. Dann werden sich die Wogen schon wieder glätten. Ist halt wohl doch nicht das ideale Segelalter. Letztes Jahr war es da noch einfacher. Da lag Lilli während der Überfahrten in ihrer Tragetasche und hat geschlafen oder am Spielebogen gespielt. Keine Spur von Seekrankheit. Naja - was soll ich sagen. Die weiteren vier Stunden bis Gedser waren kein Zuckerschlecken und auch kein Spaß. Kurz vor dem Hafen bekamen wir auch noch einen kräftigen Regenschauer mit fetten Böen ins Gesicht. Immerhin ist der Hafen in Sichtweite. Der Anleger klappt trotz starkem Seitenwind - unser Nachbar in Lee ist mit dicken Fendern gut gepolstert. Als wir fest sind, zeigt sich auch die Sonne wieder und die Stimmung steigt. Erstmal was essen und das Schiff aufklaren. Für Lilli gibts den redlich verdienten Auslauf und schon scheint die Tortur vergessen.
In Gedser liegen wir nun eine gesamte Woche. Starkwind aus West hält uns fest und rüttelt ordentlich am Schiff. Wir liegen mit Blick auf die Hafenausfahrt, sozusagen in der ersten Reihe des Hafenkinos. Davon gibt es in den folgenden Tagen etliche Vorstellungen, da trotz dem anhaltenden Starkwind immer wieder Yachten einlaufen. Teilweise gibt es haarsträubenden Anlegemamöver zu beobachten oder man ist selbts als Helfer gefragt. Mit jedem Tag erhöht sich die Zahl der Hafenlieger und somit die Zahl der potentiellen Helfer. Ein regelrechter Wettstreit um´s "Festmacher annehmen" bricht aus. Da reißen sich die emsigen Helfer schon mal gegenseitig den gefangenen Festmacher aus der Hand. Ansonsten ist Gedser gar nicht so schlecht wie sein Ruf. Zumindest aus unserem Blickwinkel. Gleich vor unserem Steg gibt es einen herrlichen Kinderspielplatz, den wir reichlich nutzen.

Beim Hafenmeister gibt´s einen Internet-Platz zum Wettergucken. Gleich hinter dem Hafen führen idyllische Spazierpfade durch eine Dünen- und Heckenlandschaft bis zum Fähranleger, wo ein kleiner Strand zum verweilen einlädt.
Auf den Pfaden fühlen wir uns teilweise wie im Schlaraffenland. Überall Brombeerhecken und Mirabellenbäumchen. Verhungern müssen wir unterwegs nicht und Lilli wird ganz verrückt auf Brombeeren.
An einem Tag wandern wir sogar etwa 4 Kilometer weit zur anderen, windabgewandten Inselseite. Dort befindet sich ein endloser Sandstrand und eine Ferienhaussiedlung. Generell genießen wir sonniges, warmes Wetter. Nur der Wind bläst aus allen Rohren. Schnell pegelt sich ein gemächlicher Tagesablauf ein, der natürlich hauptsächlich von unserem Leichtmatrosen bestimmt wird. Trotzdem stellt sich auch bei uns hin und wieder ein Erholungseffekt ein.

Nach einer Woche ist die Zeit dann reif für einen Ortswechsel und auch der Wind soll tatsächlich mal etwas abflauen. Also peilen wir als nächsten Ziel Nysted auf Lolland an.

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