Dienstag, 20. Oktober 2009

Mit dem Kran in den Winterschlaf...

Die Zeit rast. Schon hat uns der Herbst fest im Griff und der erste Frost ruft den Eiskratzer auf den Plan. Zeit, um die Wintersaison einzuläuten. Hatte mir für die Überführung von Carpe Diem ins Winterlager gestern extra Urlaub genommen. Da meine beiden Frauen übers Wochenende krank geworden sind, musste ich allein ran.

Das Wetter spielte mit und bescherte einen halbwegs sonnigen Tag. Dick eingepackt in mehrere Lagen Fleece und Handschuhe machte ich mich gegen 11 Uhr auf die etwa einstündige Fahrt zum Winterlager. Bei eisigem Wind und Gegenstrom fand die Kälte trotzdem ihren Weg unter die Haut. Gut, dass ich die Sprayhood noch nicht abgebaut hatte.

Angekommen am Travellift musste ich noch ein paar Warterunden drehen, da noch jemand für eine Reparatur in den Gurten hing. Mit etwas Verspätung schwebte Carpe Diem dann aber problemlos aus ihrem Element. Alles ging glatt und nun steht sie hoch & trocken.
Mit der S-Bahn gings dann zurück nach Hohe Düne, um dass Auto nachzuholen (war ja allein da). Dann noch hier und da etwas abgebaut und zusammengepackt...und schon nahte die Dämmerung und ich saß erschöpft im Auto nach Hause. Nun kann der Winter kommen...oder von mir aus auch gleich der Frühling.

Montag, 28. September 2009

Sonniger Saisonausklang

Tja, der Herbst kommt. Auch wenn die Sonne derzeit noch recht kräftig scheint, fühlt es sich doch schon anders an. Die Tage empfinden wir bereits recht kurz und die frühe Dunkelheit zieht unweigerlich Müdigkeit nach sich. Die Luft ist morgens feucht und neblig. Da wird es Zeit, die letzten schönen Tage an Bord zu genießen. Herrlichste Wetteraussichten locken uns für das Wochenende nach Hohe Düne. Außerdem soll am Samstag der Abschlussabend zum Saisonende vom Yachthafen aus mit allen Dauerliegern gefeiert werden. Grund genug für uns, ein verlängertes Wochenende zu planen und den Freitag frei zu machen.
Leider kränkeln wir dann am Freitag mit Magen-Darm rum, so dass Lilli in den Kindergarten geht und wir uns pflegen müssen. Immerhin genießen wir den Abend am Feuerkorb auf der Terasse. Samstag früh geht´s dann doch noch los und so erreichen wir den Hafen bereits um 10 Uhr. Die Sonne lacht und Lilli will sich erstmal die Beinchen vertreten. Anschließend gibt´s Mittag danach ist Mittagsschlaf angesagt. Lilli dallert aber lieber noch ne Stunde rum bevor sie einschläft. Bis um 16 Uhr haben dann auch wir Siesta. Kurze Zeit später trifft unser Besuch ein. Christoph & Manuela mit Kleinkind & Baby sowie Martin & Ulrike. Da wird es eng und turbulent an der Kaffeetafel im Cockpit. Wir stoßen nachträglich noch auf meinen Geburtstag an und machen uns anschließend gemeinsam auf den Weg zum Grillfest in der Bootshalle. Die beiden Kleinen rollern mit ihren Laufrädern um die Wette. Beim Fest sorgen die Beiden dann auch für Stimmung und wetzen zwischen den Tischreihen umher oder fürchten sich vor der übergroßen Captain Blaubär - Figur.
Wir essen dann alle lecker Grillteller und genießen den lauen Abend. Lilli hält sogar bis um 21 Uhr durch und schläft an Bord sofort ein. Bei uns hilft noch ein Absacker der Müdigkeit auf die Sprünge. Noch ohne Heizlüfter verbringen wir bei gerade 13 Grad unter Deck eine frische Nacht.
Am sonnigen Sonntag gehen wir spatzieren und beobachten morgens am Strand die Hohe-Düne-Robbe, welche wir diesmal sogar auf Foto- und Videomaterial bannen.
Ansonsten besuchen wir vor dem Mittag noch den Spielplatz. Zurück an Bord ist Lilli dann schon recht quengelig und müde, während Jeannette schnellstmöglich ein Nudelgericht herbeizaubert. Unsere anschließende Siesta nutze ich dann schon mal, um mit dem Abtakeln zu beginnen. Bei dem ruhigen Wetter werden bereits auf vielen Booten die Segel abgeschlagen. Wer weiß, wie schnell aus goldenem Herbst schmuddeliger Frühwinter wird. Also lasse ich mich anstecken und Kutterfock und Genua wandern in den Segelsack. Das emsige Treiben an Deck hat dann auch Lilli wieder geweckt und wir rüsten uns dann auch schon für den Aufbruch nach Hause. Die nächsten Wochenenden werden dann nur noch zum Ausräumen und für die Vorbereitung auf das Winterlager genutzt. Mitte Oktober geht´s zum Kran.

Montag, 14. September 2009

Die Luft riecht nach Herbst...

Die erste Arbeitswoche nach unserem vierwöchigen Urlaubstörn ist geschafft. Wie schnell man sich wieder an den Büroalltag gewöhnt. Als wäre man nie weg gewesen, entrücken die Erinnerungen und Erlebnisse zugunsten der Mühlen des Alltags. Als Gegenmittel soll das Wochenende an Bord dienen. Immerhin lassen die Wetteraussichten auf halbwegs spätsommerliches Wetter hoffen.
Freitagabend spült uns der Wochenendverkehr nach Warnemünde. Die Sonne scheint noch und wir genießen das gemeinsame Abendessen. Leider wird es nun schon ab 20 Uhr dunkel und eine Stunde später wähnt man sich in tiefster Nacht. Kein Wunder, dass die Müdigkeit da schon früher um die Ecke kommt und uns in die Kojen zwingt. Lilli hat aus dem Kindergarten eine Rotznase mitgebracht und so wird die Nacht etwas unruhig. Kurz nach Sieben sitzen wir am Samstag bereits wieder beim Frühstück. So hat man auf jeden Fall mehr vom "kurzen" Tag. Bei herrlichstem Wetter ziehen wir mit Lilli über die Stege und füttern Enten oder saugen einfach die Sonnenstrahlen und die Seeluft in uns auf.
Am Strand sehen wir noch kurz die Robbe. Leider wagt sie sich nicht aus dem Wasser, da am Strand gerade Zelte für ein Event aufgebaut werden. Also wieder kein Robbenfoto. Ansonsten spazieren wir umher, essen Eis und bändigen unser Rotznäschen, das dieses Wochenende irgendwie anstrengender ist als sonst. Da steckt ihr wohl doch was in den Knochen. Nachmittags nimmt der Wind langsam zu und bläst graue Wolken heran. Es wird herbstlich. Da verbringen wir lieber noch ein Stündchen im Kinderspielraum des Hotels.
Abends zaubert uns Jeannette dann ein leckeres Essen mit Bratklops, Bohnen und Pellkartoffeln. Dazu ein Rosé. So kann man den Herbstabend genießen, während draußen der Wind heult und der Regen einsetzt.
Auch am Sonntag halten die Regenschauer sich wacker und der Wind nimmt weiter zu. Ganz schön ungemütlich draußen. Leider hält Lilli noch nichts vom gemächlichen sonntäglichen Start in den Tag. Statt bei dem Wetter einfach in der Koje zu kuscheln und zu spielen will sie lieber gleich aufstehen. Gehen dann nach dem Frühstück alle noch in die Familiendusche und wärmen uns auf. Dann spielen wir an Bord und gehen noch kurz spazieren. Nach Lillis Mittagsschlaf packen wir dann auch zusammen und wettern noch einen Hagelschauer ab. Dann nutzen wir die Zeit zwischen den Regenschauern und fahren nach Hause. Der Herbst ist eben doch schon präsent...

Sonntag, 6. September 2009

Harte Überfahrt & Urlaubsausklang mit Nachgeschmack

Der Tag der Überfahrt ist da und mit gemischten Gefühlen sitzen wir beim Frühstück. Hoffentlich hält sich das Wetter und die Windvorhersage trifft zu, damit die Fahrt nicht zur stundenlangen Tortur für unseren kleinen Passagier wird. Beim Bäcker habe ich mit Lilli noch Proviant in Form von Weißbrot und Brötchen besorgt. Das Boot musste dann noch klar zum Auslaufen und das Dingi klar zum nachschleppen gemacht werden - bis man so los kommt...

Schließlich tuckern wir aus der Bucht. Das Dingi im Schlepp bremst dann doch ganz schön, bestimmt einen Knoten Fahrt kostet der Luxus. Kaum aus der Bucht raus, bläst uns ein frischer Südwest auf die Nase. Bereits jetzt sind 5 Beaufort erreicht, Tendenz zunehmend. Na toll. Kann man sich denn auf keinen Wetterbericht mehr verlassen? Hatte extra diverse Wetterseiten im Internet konsultiert und den Seewetterbericht verfolgt. Natürlich baut sich nun auch die See langsam auf, so dass wir zu tun haben, gegen die über einen Meter hohen Wellen gegenan zu motoren. Bis zum Windpark weht uns der Südwest nämlich genau entgegen, so dass an Segeln noch nicht zu denken ist. Überkommende Gischt deckt uns ein, bis wir nach 10 Seemeilen endlich am Windpark durchs Fahrwasser sind und Segel setzen können. Zunächst setzen wir alle Segel voll, fallen ab und rauschen los. Wind und Welle nehmen aber weiter zu, so dass die Genua halb weggerollt werden muss und wir zusammen mit Groß und Kutterfock immernoch flotte 6 Knoten machen und reichlich Lage schieben. Eigentlich wäre ein Reff im Groß fällig, aber vielleicht wird nimmt der Wind ja doch wieder ab und passt sich dem Wetterbericht an? Es bleibt bei satten 6 Beaufort, strichweise auch mehr. Lilli ist nicht begeistert, dass sie wieder so lange im Sitz angeschnallt bleiben muss. Vorsorglich bekommt sie nur Weißbrot zu essen. Vielleicht lässt sich ja wenigstens die Seekrankheit vermeiden. Der Wind weht leider so südlich, dass wir Kühlungsborn als Ziel streichen müssen und direkten Kurs auf Warnemünde nehmen. Also Zähne zusammenbeißen und ab in den Heimathafen. Lassen wir eben dort den Urlaub ohne weiteren Wetterdruck ganz in Ruhe ausklingen. Doch die Strecke zieht sich, auch wenn wir recht flott unterwegs sind. Etwa 10 Seemeilen vor Warnemünde verlässt und dann leider der Wind fast komplett, so dass wir den Rest der Strecke unter Motor ins Ziel schaukeln. Die Dünung ist natürlich noch da. Nach fast 7 Stunden erreichen wir dann endlich den Hafen und können Lilli aus ihrer Zwangslage befreien. Inzwischen war sie sogar noch eingeschlafen.

Die nächsten Tage verbringen wir ganz entspannt mit Ausflügen nach Warnemünde, zum Strand oder zum Spielplatz. Leider erwischt mich jedoch noch eine ausgewachsene Angina, die ich gleich mit Antibiotika eindämme. Leider hält sie sich hartnäckig und vermiest mir so die letzte Urlaubswoche ziemlich. Gut, dass wir schon wieder im Heimathafen liegen. Ehe wir uns versehen sind die vier Urlaubswochen dann um und die Arbeit ruft. Der Herbst meldet sich mit Starkwind und Regen, so dass wir das letzte Wochenende doch lieber schon zuhause verbringen. Dazu passen dann auch meine Halsschmerzen.

Mittwoch, 26. August 2009

Laissez-faire in Nysted

Nach einer Woche in Gedser setzen wir tatsächlich wieder die Segel. Der Westwind hat sich beruhigt und ist vorübergehend einem schwachen Südost gewichen. Auch die Sonne spielt mit und bei wenig Welle schieben wir uns zunächst im Zeitlupentempo (2 - 3,5 Knoten) unter Schmetterlingsbesegelung hinaus in die Bucht.
Für einen kurzen Augenblick keimt noch einmal der schon beerdigte Wunsch nach einem Anknüpfen an unsere ursprünglichen Törnpläne auf. Noch liegen zweieinhalb Wochen Urlaub vor uns. Da könnte man doch vielleicht durch den Guldborgsund ins Smalandfahrwasser und dann über diverse Inselchen bis zum Svendborgsund segeln und schon wären wir in der dänischen Südsee. Naja - da ist dann natürlich noch der Rückweg mit mindestens zwei Etappen der 30-40 Seemeilen Kategorie zu berücksichtigen. Schon ist die Erinnerung an unsere Auftaktfahrt wieder wach. Auch Lilli fängt trotz des ruhigen Wetters schon wieder zu quengeln an. Also bleibt es beim abgespeckten Törn mit reichlich Hafentagen. Wir halten weiter auf Nysted zu.
Endlich mal Segeln. So ganz ohne Motor dahingleiten. Dazu die Sonne von oben, an Backbord der weltgrößte Windpark und an Steuerbord die sanfte Küste von Lolland. Sogar durch die engen Fahrwasser segeln wir bis in den "Fjord", an dessen Ende sich Nysted malerisch ausbreitet. Erst im Vorhafen fällt das Großsegel. Wir finden einen Liegeplatz direkt an der "Waterfront" vor dem Restaurant. Der Blick aus dem Cockpit streift über die Bucht mit ihren zahlreichen Fischernetzen und bleibt unwillkürlich an der mittelalterlichen Burg gegenüber des Hafens hängen.
Ja - hier lässte es sich durchaus ein paar Tage aushalten. Daher wird auch unser Beiboot aktiviert, denn die Bucht ist geschützt und lädt zu Erkundungsfahrten ein. Die Tage in Nysted fließen so dahin. Wir genießen das schöne Wetter und das reduzierte Leben an Bord. Kein Fernsehen, keine Schreckensnachrichten, keine Belanglosigkeiten. Einfach nur wir, die Sonne, das Meer und Freizeit. Ein Leben ohne Uhr. Herrlich. Luxus. Na gut - ein gewisser Alltagstrott stellt sich natürlich zwangsläufig auch ein. Schon alleine durch Lillis Rhythmus aus Schlafen, Spielen, Essen etc. sind gewisse Anpassungen notwendig. Wir gehen viel spazieren, beobachten Rebhühner, füttern Enten und beobachten Lilli dabei, wie sie die Welt entdeckt. Schön wenn man daran jeden Tag teilhaben kann.
Vom Hafen aus führt ein sehr schöner Weg direkt am Wasser das Ufer der Bucht entlang bis hin zum Strand, der außerhalb der Bucht mit Blick auf den Windpark gelegen ist. Meist sind wir mindestens einmal am Tag dort, denn Lilli hat sich zur Wasserratte entwickelt. Mehrmals nehmen wir statt des Spazierweges auch unser Schlauchboot und tuckern die Strecke durch die Bucht bis zum Strand. Von Sand, Steinen, Muscheln und Wasser kann unsere Kleine gar nicht genug bekommen.
Aber auch das Schlauchbootfahren macht ihr Spaß. Wippend steht sie in der Spitze und hält Ausschau oder sie beäugt den Motor, der uns auf wundersame Weise voranbringt. Auch die Burg, die mittlerweile im Privatbesitz ist und die man daher nicht näher zu Gesichtbekommt, schauen wir uns vom Beiboot aus genauer an. Echt schön und es stehen sogar etliche Nobelkarossen davor.
Wir hatten uns schon gefragt, ob dort wirklich jemand wohnt. Sogar ein eigener Boots- und Badesteg ist vorhanden. Naja, an Land haben wir uns dann doch nicht gewagt - nicht das auf einmal die Selbstschussanlage losgeht oder große Wachhunde unsere Fährte aufnehmen. Mehrfach nutzen wir auch die 100 Meter entfernte Eisdiele, um uns Abends einen leckeren Softeisnachtisch zu gönnen. An manchen Abenden war es schon nicht einfach, Lilli ins Reich der Träume zu befördern. Sie wollte einfach nicht schlafen, obwohl sie hundemüde war. Solche Schrei- und Quengelorgien zehrten natürlich an unseren Nerven. Der Witz ist, dass man diese Erlebnisse in dem Moment vergessen hat, wenn einem das entwaffnende Kindergrinsen morgens aus der Koje hervorlockt.
Die Tage fließen dahin und Nachbarboote kommen und gehen. Der August neigt sich dem Ende zu und zusehens wird der Zustrom an Neuankömmlingen geringer. Zuletzt fühlen wir uns fast schon verlassen in unserer Box. Steht denn der Herbst und damit das baldige Ende der Segelsaison tatsächlich schon wieder vor der Tür? Wir behalten das Wetter im Auge und entscheiden uns dann nach einer Woche in Nysted für die Rückfahrt in deutsche Gewässer. Wollen eventuell noch für ein paar Tage nach Kühlungsborn, bevor wir unseren Urlaub dann in aller Ruhe in Hohe Düne ausklingen lassen wollen. Der Wetterbericht verheißt Westwind 3-4 Beaufort - da sollte die Überfahrt mit Kleinkind zu meistern sein.

Dienstag, 18. August 2009

Eingeweht in Gedser

Da liegen Sie nun vor uns - vier Wochen Urlaub. Das motiviert und gibt einem die notwendige Gelassenheit, die Dinge ab heute etwas ruhiger angehen zu lassen. Soweit die ersten Urlaubsgedanken. Doch schon zum Ende der letzten Arbeitswoche hat eine Angina Jeannette in die Schranken gewiesen und den Urlaub gefährdet. Dank Antibiotikum, Ruhe und der Vorfreude auf den Urlaub ging es dann doch noch gut aus und auch der Rest der Bande blieb verschont. Nur der tatsächliche Törnbeginn hat sich etwas nach hinten verschoben. Aber was heißt das schon bei vier Wochen.
So war die erste Urlaubswoche dann auch schon zur Hälfte rum, als wir den Absprung aufgrund guter Windaussichten wagen konnten. Die sonnig heißen Ostwindtage waren gezählt und wurden durch Westwind abgelöst. Mit einem anderthalbjährigen Würmchen an Bord fällt stundenlanges Gegenankreuzen schon mal flach und damit Fehmarn als Ziel aus. Eigentlich wollten wir ja über Fehmarn nach Bagenkop segeln und dann gemütlich durch die dänische Südsee bummeln. Wir sind ja flexibel. Also wird erstmal Gedser angepeilt. Das GPS zeigt 28 Seemeilen an. Das sollte mit unserem kleinen Wirbelwind so gerade eben noch zu schaffen sein. Die angesagten 3-4 Windstärken aus West fallen dann doch etwas nördlicher ein und entpuppen sich als 5-6 Beaufort, Tendenz zunehmend. Na prima. Toller Auftakt. Die 1,5 m Welle von der Seite lässt natürlich nicht lange auf sich Warten und das Geschaukel beginnt. Nach der ersten Stunde angeschnallt im Autositz wird Lilli ungnädig und fängt an zu Quengeln. Von Segellust ist auch bei meiner Bordfrau nichts zu entdecken. So hatten wir uns das nicht vorgestellt. Lilli bekommt erstmal ihr Mittagsgläschen gefüttert. Kurze Zeit später bei Seemeile 11 kommt der Inhalt in hohem Bogen wieder zurück und verteilt sich rot gesprenkelt über das Cockpit, die Klamotten und den Autositz. Motor an, Genua weg, Autopilot rein, geringstmöglicher Schaukelkurs gewählt und dann gings ans Saubermachen. Keine leichte Aufgabe, wenn man sich selbst die Seekrankheit verkneifen will und das Kind fix und foxi dahängt wie ein Schluck Wasser. Die Nerven liegen blank. Sollen wir umkehren und in zwei Stunden zurückschaukeln oder weitere 4 Stunden hoch am Wind weiterbolzen. Letztlich bolzen wir mit Motorunterstützung und etwa 6,5 Knoten weiter. Hätten wir umgedreht, wären wir wahrscheinlich gar nicht mehr weiter auf Törn gegangen, da für die nächste Zeit wechselhaftes und windiges Wetter angesagt ist. Also Augen zu und durch. Jeannette versucht Lilli zu beruhigen und in den Schlaf zu streicheln. Tut einem schon Leid, wenn man so einem kleinen Würmchen so einen miesen Tag verschafft. Auf jeden Fall wird der Törn ganz stark zusammengedampft und wir legen mit der Kleinen lieber mehr Hafentage ein. Dann werden sich die Wogen schon wieder glätten. Ist halt wohl doch nicht das ideale Segelalter. Letztes Jahr war es da noch einfacher. Da lag Lilli während der Überfahrten in ihrer Tragetasche und hat geschlafen oder am Spielebogen gespielt. Keine Spur von Seekrankheit. Naja - was soll ich sagen. Die weiteren vier Stunden bis Gedser waren kein Zuckerschlecken und auch kein Spaß. Kurz vor dem Hafen bekamen wir auch noch einen kräftigen Regenschauer mit fetten Böen ins Gesicht. Immerhin ist der Hafen in Sichtweite. Der Anleger klappt trotz starkem Seitenwind - unser Nachbar in Lee ist mit dicken Fendern gut gepolstert. Als wir fest sind, zeigt sich auch die Sonne wieder und die Stimmung steigt. Erstmal was essen und das Schiff aufklaren. Für Lilli gibts den redlich verdienten Auslauf und schon scheint die Tortur vergessen.
In Gedser liegen wir nun eine gesamte Woche. Starkwind aus West hält uns fest und rüttelt ordentlich am Schiff. Wir liegen mit Blick auf die Hafenausfahrt, sozusagen in der ersten Reihe des Hafenkinos. Davon gibt es in den folgenden Tagen etliche Vorstellungen, da trotz dem anhaltenden Starkwind immer wieder Yachten einlaufen. Teilweise gibt es haarsträubenden Anlegemamöver zu beobachten oder man ist selbts als Helfer gefragt. Mit jedem Tag erhöht sich die Zahl der Hafenlieger und somit die Zahl der potentiellen Helfer. Ein regelrechter Wettstreit um´s "Festmacher annehmen" bricht aus. Da reißen sich die emsigen Helfer schon mal gegenseitig den gefangenen Festmacher aus der Hand. Ansonsten ist Gedser gar nicht so schlecht wie sein Ruf. Zumindest aus unserem Blickwinkel. Gleich vor unserem Steg gibt es einen herrlichen Kinderspielplatz, den wir reichlich nutzen.

Beim Hafenmeister gibt´s einen Internet-Platz zum Wettergucken. Gleich hinter dem Hafen führen idyllische Spazierpfade durch eine Dünen- und Heckenlandschaft bis zum Fähranleger, wo ein kleiner Strand zum verweilen einlädt.
Auf den Pfaden fühlen wir uns teilweise wie im Schlaraffenland. Überall Brombeerhecken und Mirabellenbäumchen. Verhungern müssen wir unterwegs nicht und Lilli wird ganz verrückt auf Brombeeren.
An einem Tag wandern wir sogar etwa 4 Kilometer weit zur anderen, windabgewandten Inselseite. Dort befindet sich ein endloser Sandstrand und eine Ferienhaussiedlung. Generell genießen wir sonniges, warmes Wetter. Nur der Wind bläst aus allen Rohren. Schnell pegelt sich ein gemächlicher Tagesablauf ein, der natürlich hauptsächlich von unserem Leichtmatrosen bestimmt wird. Trotzdem stellt sich auch bei uns hin und wieder ein Erholungseffekt ein.

Nach einer Woche ist die Zeit dann reif für einen Ortswechsel und auch der Wind soll tatsächlich mal etwas abflauen. Also peilen wir als nächsten Ziel Nysted auf Lolland an.

Sonntag, 2. August 2009

Badetage

Endlich ein richtiges hochsommerliches Wochenende. Da Jeannette am Freitag noch einen Junggesellinnenabschied bereichert hat, konnten wir allerdings erst am Samstag zum Boot aufbrechen. Kurz nach Zehn schoben wir mit dem Handwagen den Getränkenachschub über den Steg. Schließlich soll es in einer Woche auf Törn gehen. Wenn alles klappt, sogar für vier Wochen.
Unser Stegnachbar bricht gerade mit seinem Kumpel in Richtung Hiddensee auf. Wir müssen erstmal alle Getränkeflaschen wegstauen. Auch Lilli will bespaßt werden. Ehe wir es uns versehen, ist die Mittagszeit ran. Lilli bekommt ein Gläschen und wird dann zur Mittagsruhe verdonnert. So richtig will Sie jedoch nicht einschlafen und spielt mit uns hinterm Vorhang zu ihrer Koje "Kuckuck". Da können wir die selbstgemachte Pizza nicht wirklich entspannt genießen. Also schnappe ich mir die Kleine und ab geht´s mit der Karre in Richtung Mole. Im Moment herrscht an der Ostsee allerdings extreme Marienkäferplage. Da kommen schon mal an die 50 Käferchen auf den Quadratmeter. Die Promenade ist gesprenkelt und ständig schießen einem die gepunkteten Plagegeister ins Gesicht. Unter den Füßen knackt es regelmäßig. Selbst ganz vorn auf der Mole ist es nicht wirklich besser. Eigentlich müsste man raus aufs Meer flüchten. Wind ist aber auch fast keiner.
Schließlich geben wir auf und schieben voll bepackt in Richtung Strand. Zeit für eine Abkühlung. Am Strand ist es schon recht voll. Bei dem Wetter haben viele die selbe Idee. Wir buddeln ein wenig mit Lilli und lassen sie splitternackt durch den Sand wetzen. Nur ans Wasser traut sie sich nicht so richtig ran. Also nehme ich sie auf den Arm und trage sie ins Flache Wasser. Nach diversen Animationsversuchen schaffe ich es schließlich. Sie lässt sich ins Wasser stellen und plantscht kurz.
Dann will sie schnell wieder raus. Zurück am Schiff will Lilli dann weiter unterhalten werden, auch wenn die Müdigkeit langsam zunimmt.
Bis zu unserem Abendessen (bunte Gemüsepfanne mit Hackfleischbällchen) hält sie nicht durch. Voher gibt es lieber eine Stulle. Mit dem Einschlafen klappts anschließend auch mal wieder nicht auf Anhieb. Als endlich doch noch Ruhe einkehrt und wir unser Essen genießen können, stellt sich auch bei uns die Müdigkeit ein. So ein kleines Energiebündel kann zwei Erwachsene ganz schön in Schach halten.
Trotzdem Lilli erst um 22 Uhr in den Schlaf fand, der morgentliche Weckruf erschallt bereits um 6:30 Uhr. Nichts mit sonntäglicherm Müßiggang. Also raffe ich mich auf und trotte mit Lilli in der Karre zum neuen Einkaufslädchen beim Hafenmeister. Wir haben die Lätta vergessen. Zusätzlich erstehe ich gleich noch frische Brötchen. Nach dem Frühstück brechen wir diesmal gleich zum Strand auf. Vormittags ist es dort wenigstens schön leer. Wieder versuchen wir Lilli ans Wasser zu gewöhnen. Die Luft wird immer schwüler und so ist die kühle Ostsee eine willkommene Abwechslung. Lilli macht am Strand noch heimlich ihr "Geschäft" und so müssen wir die Spuren schnell im Sand verschwinden lassen. Leider sind auch die Wespen schon wieder aktiv. Lillis Schokoladenkeks lockt sie zusätzlich an. Hals über Kopf brechen wir auf.
Mittags kommt noch meine Schwester zu Besuch und bringt auch den Hund meiner Eltern mit. Gemeinsam essen wir noch etwas Pizza während Lilli diesmal wirklich Mittagsschlaf hält. Nachmittags gehen wir spazieren und auch kurz an den Strand. Die Sonne brennt. Zurück auf dem Boot baden Julia und ich nochmal im Hafenbecken. Dann gibts noch Käffchen und Waffeln. Um 17 Uhr brechen wir dann bei aufziehendem, tröpfelnden Regen in Richtung Heimat auf. Bis nächsten Wochenende zur Hansesail. Dann stehen uns 4 Wochen Urlaub bevor!

Sonntag, 26. Juli 2009

All inclusive & Robbenalarm

Wieder stand das Wochenende auf der Kippe. Pünktlich zum Freitag holten die Wetterfrösche die Hiobsbotschaften aus dem Sack. Von Platzregen, handfestem Starkwind, Blitz und Gewitter ist die Rede. Zwischendrin auch mal ein paar sonnige Abschnitte. Das erinnert uns stark an das vergangene Wochenende, dass wir wegen der selben Prophezeiungen zuhause verbracht haben. Dabei war es dann gar nicht so schlimm wie angesagt - sonntags sogar sonnig. Also wollen wir diesmal auf die Hoffnung bauen und nach den sonnigen Abschnitten Ausschau halten. Gesagt getan. Zwischen bedrohlichen, schwarzen Wolkenwänden mogeln wir uns nach Hohe Düne und erreichen das Schiff gerade, nachdem sich eine dieser Monster mit Macht abgeregnet hat. Und tatsächlich - anschließend klart es erstmal auf.
Nach dem Abendbrot können wir daher mit Lilli noch spatzieren gehen, so dass sie anschließend recht schnell einschläft. Zeit, auch für uns einen Gang zurück zu schalten und den leckeren Roséwein zu genießen. Der sorgt jedoch ebenso für schleichende Müdigkeit. Also ab in die Kojen.

Der nächste Morgen bringt erstmal Regen. Auch der Wind legt zu. Eigentlich könnte man bei dem Sauwetter in der Koje bleiben. Leider hat Lilli dafür so gar kein Verständnis. Nach wenigen Minuten heißt es aufstehen und Frühstück machen. Ist auch gemütlich - draußen prasselt der Regen auf die Kuchenbude - wir sitzen drunter und frühstücken mit heißem Kaffee. Nach dem Frühstück wird der Regen vom Wind weggeblasen und wir starten zum Spaziergang. Lilli braucht Auslauf. Unterwegs treffen wir einen Spielkameraden für Lilli. Der kleine Maximilian scheint sogar noch frecher zu sein. Er ist mit einer Kinderbetreuerin vom Hotel unterwegs und schnappt sich gleich Lillis Puppenwagen. Wir kommen mit der Babysitterin ins Gespräch und erfahren von einem Spielzimmer im Hotel, dass man jederzeit nutzen kann. Das wollen wir uns ansehen. Tatsächlich - hinter der Käpt´n Blaubär Mauer eröffnet sich ein kleines Kinderparadies mit Bällebad und Chill-Ecke mit Kissen sowie zahlreichen Spielsachen. Im Hintergrund läuft Chillout-Musik. Wir lassen uns in die Kissen sinken und Lilli erkundet das Bällebad während sich draußen eine Gewitterzelle entlädt. So lassen wir es uns gut gehen - mitten in der all inclusive Gesellschaft. Bis zum Mittag kommen auch noch andere Eltern mit ihren Kleinen vorbei und es entsteht ein munteres Treiben. Dann treibt uns der Hunger zurück an Bord. Außerdem scheint schon wieder die Sonne. Lilli fällt nach einer Gläschenmahlzeit sogleich in einen tiefen Mittagsschlaf. So haben wir genug Zeit für unsere Butterbohnen mit Pellkartoffeln und Minutensteaks. Dazu eine Weinschorle. Lecker. Danach läuten wir die Siesta ein. Das Wetter hält sich aber der Wind frischt immer mehr auf. Nachmittags gehen wir nochmal spazieren und besuchen erneut das Spielzimmer. Im Hafen merkt man wirklich, das Ferienzeit ist. Viele Familiencrews sind unterwegs - meist ist sogar noch ein Hund mit dabei. Das hört sich dann manchmal an wie auf dem Dorf, wenn alle Vierbeiner zum Bellduell anstimmen. Abends macht Lilli noch eine Weile Terror, bevor die Müdigkeit siegt. Anschließend genießen wir ein Weinchen während draußen der Wind im Rigg heult. Bei solchen Windgeräuschen können wir besonders gut schlafen.
Der Sonntag bleibt zunächst stürmisch. Dafür lässt sich die Sonne immer öfter blicken. Ein Hauch von Sommerfeeling kommt auf. Mit Lilli wandern wir über die Stege und gucken uns die Boote an. Danach stärken wir uns mit selbstgemachtem Bauernfrühstück. Während des Mittagsschlafes können wir ausspannen und es wird immer windstiller und wärmer. Nachmittags gibts daher noch Eis und wir gehen zum Strand. So ganz geheuer ist unserem Terrorkrümel das Wasser noch nicht. Da traut sie sich nicht so recht ran. Auf einmal entdecken wir am Strand eine Robbe. Tatsächlich - eine kleine Kegelrobbe scheint sich an der Wasserkante zu sonnen und zieht etliche Schaulustige an. Die neugierigen Kinder und die klickenden Fotoapparate scheinen jedoch nicht zu stören. Ob sie vielleicht verletzt oder krank ist? Sie könnte ja in der Robbenstation an der Mohle ausgebüchst sein. Wir gehen daher nochmal dort vorbei, um Bescheid zu sagen aber die Station hat schon geschlossen. Tja, dann hoffen wir mal das es der Robbe gut geht. Viel zu schnell vergeht die Zeit und wir müssen nach Hause aufbrechen. Kurz nach Fünf geht´s los. Natürlich verabschiedet uns der Hafen mit leichtem Wind, jeder Menge Sonne und Urlaubsstimmung. Naja - wenigsten ist unser Urlaub auch langsam in Sichtweite. Noch zwei Wochen.

Sonntag, 12. Juli 2009

Kurztrip an die See

Der Sommer hält sich wacker. Keine Frage - wir fahren ans Meer. Am Samstag erreichen wir unser Schiff gegen 11 Uhr, so dass wir unser Mittagessen bereits an Bord genießen konnten. Fast ein bischen heiß der deftige Eintopf bei dem Wetter. Es schmeckt aber sehr gut und auch Lilli haut kräftig rein. Nur an Mittagsschlaf denkt sie zunächst nicht wirklich, denn schon während der Autofahrt schlummerte sie. Nach einigem Gezeter hat sie sich dann aber doch besonnen und auch Jeannette läutete die Siesta ein. Ich habe es mir lieber oben mit meiner Zeitschrift bequem gemacht. Unsanft geweckt wurden die zwei, als neben uns eine Männercrew ein forsches Anlegemanöver starteten. Ihr Bug rammte uns trotz Führungsleinen - zum Glück war genau an der Stelle unser Fender. Die Männer fanden das scheinbar ganz normal. Ich bin aufgesprungen und habe den Bug kräftig abgehalten. Dann wollte ich ihnen beim Anlegen helfen, doch der Mann auf dem Vorschiff konnte mir keinen Festmacher zuwerfen. Es war keiner bereitgelegt worden. Echt gut vorbereitet! Nach einer Weile bekam ich dann eine Leine zugeschmissen, die dann auch gleich für beide Seiten reichen musste.
Generell ist im Hafen recht viel Betrieb. Die Warnemünder Woche geht dieses Wochenende zu Ende und die Urlaubszeit ist ja auch schon im Gange. Tja - Urlaub....das wär´s jetzt. Wir begnügen uns mit einem Nachmittagsspaziergang. Lilli beweist ihre tänzerische Ader beim Abzappeln vor den Außenlautsprechern, die im Rahmen der Regattaveranstaltungen den ganzen Tag Musik ausspucken. Abends gibts vor dem Einschlafen das übliche Schreiprogramm von Lilli, diesmal zum Glück nicht ganz so lang.

Den Sonntag beginnen wir mit einem Frühstück in der Sonne. Das passt. Anschließend gönnen wir uns einen Ausflug in die Familiendusche. Lilli kann sich noch nicht so recht mit den "harten" Wasserstrahlen anfreunden. Nach dem Wellnessprogramm gehen wir zum Strand. Dort buddeln wir mit Lilli ein wenig und füllen die ein oder andere Backform.
Vorn am Wasser ist es ihr nicht ganz so geheuer, da die Brandung ganz schön furchteinflößend ist - zumindest für eine Anderthalbjährige. Als wir zurück zum Boot zuckeln, bemerken wir, dass die frische Luft und das Schieben ihres Puppenwagens, Lilli wohl ermüdet haben. Sie schläft im sitzen ein. Da fällt das Mittagessen für sie aus. Kaum in der Koje, fällt unsere Kleine in einen komatösen Tiefschlaf. Zeit zum Relaxen für uns. Nach dem Essen legen wir uns auf dem Vorschiff faul in die Sonne und genießen die Ruhe. Unter uns schläft Lilli. Gegen 14 Uhr machen wir uns jedoch abreisefertig. Wir sind nämlich noch bei Freunden in Rostock zum Geburtstagskaffee eingeladen. Also packen wir bei herrlichstem Wetter unsere sieben Sachen und zuckeln zum Auto...bis zum nächsten Wochenende.

Sonntag, 5. Juli 2009

Sommer, Sonne, Segeln

Schon die ganze Woche über schwitzten wir im Büro vor uns hin, weil der Sommer endlich mal sein Gesicht zeigt. Bei 30 Grad im Schatten sind kurze Hosen, T-Shirt und Flip Flops die Garderobe der Wahl. Mit Lilli im Gepäck reisen wir Freitag am Spätnachmittag an. Schnell alle Seitenteile der Kuchenbude hochgerollt und schon genießen wir den lauen, windstillen Sommerabend. Naja - wenn da nicht unser kleiner Quälgeist wäre. Das Früchtchen denkt nach dem Abendbrot überhaupt nicht ans Schlafen und geht uns gehörig auf die Nerven. Als Jeannette schließlich ermattet in die Koje sinkt, führe ich Lilli in ihrer Karre nochmal zum Abendspaziergang aus. Irgendwie muss die Kleine doch müde zu bekommen sein. Und es klappt. Als ich zurückkomme schläft nicht nur Jeannette schon. Auch Lilli lässt sich anstandslos hinlegen und dämmert weg. Geht doch. Ist ja auch schon halb Elf. Die Nacht wird sehr schwül. Zur Belüftung bleiben eine Seite der Kuchenbude sowie diverse Luken und der Niedergang offen.

Schon früh werden wir am Samstag geweckt. Beim Einschalten des Radios zum Frühstück merken wir, dass es erst 7 Uhr ist. So hat man immerhin mehr vom Tag. Nach einem anständigen Kaffee beschließen wir, endlich den ersten Segeltörn des Jahres zu starten. Schließlich haben uns lange genug diverse Umstände davon abgehalten. Zwar weht noch kein Lüftchen. Ein wenig Seewind wird jedoch schon aufkommen. Also aufgetakelt und abgelegt. Lilli wird in ihrem Sitz festgeschnallt und wirkt bereits schläfrig. Punkt 9 Uhr tuckern wir aus dem Hafen.
Draußen sammeln sich etliche Segler zur Regatta nach Gedser, die im Rahmen der 72. Warnemünder Woche stattfindet. Noch herrscht Flaute. Wir halten auf die offene See zu und nach 3 Seemeilen kommt tatsächlich leiter Wind auf. Wir setzten Vollzeug und "rauschen" mit 2,2 Knoten dahin. Auf Halbwindkurs lassen wir uns dahintreiben. Lilli wird agil und will nun nicht mehr im Sitz gefesselt sein. Also Schwimmweste an und aufpassen. Jetzt wird es anstrengend. Es ist leichter, einen Sack Flöhe zu hüten. Rauf auf die Bank...wieder runter...nein jetzt etwas trinken...ach doch lieber ´nen Keks...nee ich will auf dem Steuermannssitz Platz nehmen...usw....wenn´s nicht nach Madamme´s Willen geht, dann wird gequengelt, geheult oder gekreischt. Manchmal auch alles gleichzeitig. Wie soll das erst bei Seegang und einem längeren Törn sein. Uns verlässt die Hoffnung auf einen machbaren Urlaubstörn. Schließlich bekommt Lilli ihr Mittagsgläschen und schläft dann tatsächlich ein. Da auch wir langsam Hunger bekommen, laufen wir langsam wieder Richtung Hohe Düne. Der Wind hat aufgefrischt, so dass wir fast 5 Knoten machten. Um 12:30 Uhr liegen wir wieder in unserer Box. Lilli wird umgebettet und schläft tatsächlich noch bis 16 Uhr weiter. Das ließ uns dann genug Zeit zum chillen. Nur die Motivation, die Steuerbordseite mit dem Relingnetz zu bespannen, wollte nicht so recht aufkommen. Ein kurzer, heftiger Schauer zwang uns, die Kuchebude blitzartig wieder aufzubauen. Das Wetter ist nach wir vor recht drückend. Gewitter sind auch angesagt. Mal schauen. Abends gehen wir nach dem Essen diesmal gleich mit Lilli spazieren. Tatsächlich - es wirkt. Anschließend lässt sie sich ohne große Probleme schlafen legen. So können auch wir den Abend in Ruhe ausklingen lassen.

Der Sonntag ist sehr diesig und merkbar kühler. Nachdem wir alle die Vorzüge der Familiendusche genossen haben, machen wir uns auf nach Warnemünde. Gemeinsam schwelgen wir mittags in Backfisch und anschließend gibt´s lecker Eis. Bei einem ausgiebigen Spaziergang laufen wir die Kalorien wieder ab. Lilli schläft in der Karre ein. Zurück am Schiff, macht Lilli wieder Rabatz. Da hilft nur Schwimmweste anziehen und ab auf den Roller. Sieht witzig aus, wie die Kleine so über die Stege rollert. Viel zu schnell rückt die Abfahrt nach Hause näher und schon sitzen wir um 17 Uhr im Auto. Hoffentlich bleibt uns das Sommerwetter auch weiter erhalten.

Sonntag, 28. Juni 2009

Total vernetzt!

Endlich ist es uns gelungen, unser Schiffchen mal wieder zu besuchen. Dank meiner zurückliegenden OP, die noch durch eine aggressive Anschlussangina gekrönt war, sind etliche Wochen ins Land gegangen. Tja - diese Saison steht wohl unter keinem guten Stern. Immerhin ist meine Gesundheit mittlerweile zumindest teilweise wieder hergestellt. Daher wird es Zeit, nach vorn zu schauen und den Rest der Saison in Angriff zu nehmen.

Da es ab Montag wieder ins Büro geht, sollte das Wochenende nochmal der Entspannung und Genesung dienen. Kurzerhand haben wir unseren kleinen Quälgeist schweren Herzens bei Oma untergebracht, so dass uns zumindest eine erholsame Nachtruhe sicher war. Außerdem wollten wir die Zeit nutzen, um endlich das Relingnetz zu montieren, damit Lilli sich dann alsbald das komplette Deck gefahrloser erklettern kann. Da wir erst Samstag mittag angereist sind, stand zunächst mal Entspannung auf dem Plan. Schließlich muss die ungewohnte Ruhe ja genossen werden. Im Hafen wehte ein strammer Ostwind und leider zeigte sich die Sonne nur hin und wieder.


Die ersten Versuche mit der Netzmontage verliefen ernüchternd. Irgendwie wollte sich das Netz in keine gleichmäßige Spannung bringen lassen. Probieren geht über studieren. Unzählige Kabelbinder werden montiert, um entnervt wieder abgeschnitten zu werden. Wir verlieren erstmal die Lust und widmen uns lieber dem Abendessen und einem anschließenden Spaziergang. Der Abend ist windstill und es ist richtig lange hell. So schmeckt ein Sommerabend. In Hoffnung auf eine Erleuchtung hinsichtlich der Netzmontage verbrachten wir die Nacht in Lilli´s Vorschiffskoje. Morgends wird erstmal ausgeschlafen und gemütlich gefrühstückt. Dann starteten wir durch und Stück für Stück bekamen wir das Netz in den Griff. Allerdings verbrauchten wir etwa alle 5 cm einen Kabelbinder. Nach mehreren Stunden war die Backbordseite endlich fertig und die Kabelbinder alle. Da es bereits 15 Uhr war, mussten wir ohnehin zu Aufbruch rüsten. Lilli will ja schließlich bald abgeholt werden - wir vermissen sie ja auch schon sehr. Die Steuerbordseite muss also dann nächsten Wochenende folgen. Gern wäre ich schon fertig. Wo bleibt denn die Zeit zum Segeln? Ich traue mich kaum zu sagen, dass wir dieses Jahr noch keine einzige Seemeile gesegelt sind...