Mittwoch, 8. August 2012

Starkwind: Bagenkop statt Fehmarn

Das war ein Ritt. Heute morgen beim Ablegen in Marstal habe ich noch gedacht, ich könnte vielleicht sogar mit voller Besegelung nach Fehmarn rauschen. Im Hafen war nicht viel davon zu merken, was uns draußen erwarten würde. Zumal jeder Wetterbericht und die Gribfiles von nur 6 Windstärken sprachen. Im Vorhafen band ich vorsorglich trotzdem ein Reff ins Groß. Gut so. Hätten besser gleich zwei sein können. Kaum aus dem geschützten Fahrwasser raus, erwischt uns bester Ostseehack mit bis zu 2 Meter Welle von der Seite und der Wind bläst so stark, dass die Genua nur zu 1/3 ausgerollt wird. Trotzdem schießen wir mit fast 7 Knoten durch die Wellenberge. Es dauert nur ein paar Meilen, da muss sich Lilli ins Cockpit übrgeben, dicht gefolgt von Luna. Kein schöner Anblick. Und der Wind schien weiter zuzunehmen. Schließlich trafen wir die Entscheidung, nach Bagenkop abzulaufen, statt unter diesen und vielleicht noch härteren Bedingungen weitere 6 Stunden über die Ostsee zu prügeln. Nach zwei Stunden surften wir so in den Vorhafen von Bagenkop, bargen die Segel und gingen gleich an der Kaimauer längsseits. Gute Entscheidung und auch wieder nicht. Der Wind nahm noch weiter zu und auch die Welle draußen. Vor uns an der Mauer lag die 20 Meteryacht Preußischer Adler mit ihrem Bug zu unserem. Auf einmal machten sie sich bereit zum Auslaufen. Der Wind würde die 30 Tonnen auf uns drücken, wenn es nicht klappt. Viel Platz war nicht und sie verholten sich nicht um zusatzlichen Raum zum manövrieren zu bekommen. Tatsächlich kamen sie nicht weit genug vom Kai weg, und das Heck unserem Bug immer näher. Zu spät. Die riesigen Davits und ihr Beiboot verkeilten sich an unserem Bugkorb. Und 30 Tonnen Stahl hält man nicht einfach so ab. Schließlich gelingt es, frei zu kommen und sie rutschen an uns vorbei. Zum Glück abgefendert. Die Halterung unseres Navigationslicht ist trotzdem fast abgerissen und die Laterne zersplittert. Unsere Wanten haben sie knapp verfehlt. Sonst wäre wohl der Mast von oben gekommen. Beherzt wollen sie dann eine Powerkurve fahren, um nicht auf die nächste Mauer zu krachen. Dafür knallen sie auf der anderen Hafenseite in die zum Glück mit Holz und Autoreifen versehene Mauer und verhaken sich dort mit ihrem Wasserstag. Als sie endlich frei sind, geben sie Stoff und verlassen den Hafen. Seemannschaft sieht in meinen Augen anders aus. In den Hafen hat es heute noch so einige geweht, so dass auch die Kaimauer voll ist. Hier warten wir nun auf moderatere Bedingungen, während unsere Festmacher ächtzen und unsere Fender quietschen. Immerhin hat die Sonne den ganzen Tag geschienen. Unsere Freunde von der Yuendumu haben mit ihrer 16 Tonnen Stahlyacht durchgezogen und 16 Uhr sicher auf Fehmarn festgemacht. Aber auch dort musste aufgewischt werden...

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